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Presse

Die Angst zu spät zu kommen

Veröffentlicht: 27.07.2013
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Im seichten Wasser der Borgstever ist ihr Einsatz wohl kaum gefragt. Dafür aber kommen die DLRG-Rettungsschwimmer Matthias Olk und Marina Lemke in den Ferien vor allem an den deutschen Küsten zum Einsatz. Foto: ben

DLRGler im Rettungseinsatz an den Küsten

Lüdinghausen - 27.07.2013

Die beiden Lüdinghauser Marina Lemke und Matthias Olk sind nur zwei von 50 000 freiwilligen Rettungsschwimmern, die in den Sommerferien an den Küsten von Nord- und Ostsee Dienst tun und für die Sicherheit der Badegäste sorgen. Aus ihren Erfahrungen berichten die beiden DLRG-Retter den WN.

Von Beate Nießen

Es sind nur wenige Minuten, die über Leben oder Tod entscheiden. „Zwei, maximal drei Minuten treibt der Körper noch an der Oberfläche, kommt der Kopf noch mal über Wasser – dann ist es in der Regel vorbei“, beschreibt DLRG-Ortsgruppenleiter Matthias Olk ganz sachlich die Situation, mit der er, und mit ihm 50 000 weitere freiwillige Rettungsschwimmer, in den Sommerferien an den Küsten von Nord- und Ostsee zu tun haben. „Jedes Jahr fahre ich da rauf in der Hoffnung, dass es zu keinem ernsten Einsatz kommt. Aber wenn es so weit ist, reagiert man einfach automatisch und ruft ab, was man gelernt hat“, so Olk.

»Jedes Jahr fahre ich da rauf in der Hoffnung, dass es zu keinem ernsten Einsatz kommt. Aber wenn es so weit ist, reagiert man einfach automatisch und ruft ab, was man gelernt hat.«

Matthias Olk

Und dazu gehört – bei allem Einsatz für die Rettung anderer Menschen – auch die Eigensicherung. „Wir müssen schnell handeln und trotzdem die Risiken richtig einschätzen“, weiß auch schon Marina Lemke. Die junge Lüdinghauserin hat gerade die Ausbildung zum Wasserretter absolviert, bei einem Praktikum am Silbersee erste praktische Erfahrungen gesammelt und dort schon einiges über die Unvernunft vieler Menschen gelernt, wenn es um das Thema Schwimmen geht. „Viele überschätzen sich und ihre Kräfte, unterschätzen Strömungen oder gehen alkoholisiert ins Wasser“, zählt sie ein paar typische Gründe für den Einsatz der Rettungsschwimmer auf.

„Gegen den Leichtsinn ist halt kein Kraut gewachsen“, bestätigt ihr Chef. Vielen Menschen sei gar nicht bewusst, in welche Gefahr sie sich begeben, wenn sie sich zum Beispiel weit von der Küste entfernen. „Man unterschätzt die Entfernung im Wasser und überschätzt die eigene Kraft, beides zusammen sorgt dann für lebensgefährliche Situationen.“ Doch auch die vermeintliche Sicherheit durch Schwimmhilfen, Luftmatratzen oder Schlauchboote sei ein lebensgefährlicher Trugschluss. „Gerade bei ablandigem Wind sind solche Hilfsmittel sogar extrem gefährlich, weil man noch viel schneller vom Wind abgetrieben wird.“

An den Küsten absolvieren die DLRGler ihren Wachdienst in Abschnitten von 300 Metern. „Bei schönem Wetter sind das locker 400 oder 500 Menschen, die dann gleichzeitig im Wasser sind. Die alle mit dem Fernglas im Blick zu halten, ist gar nicht möglich“, schildert der erfahrene Rettungsschwimmer die tagtägliche Arbeitssituation. „Wir konzentrieren uns dann vor allem auf Schwimmer, die allein im Wasser sind oder besonders weit raus schwimmen.“

Im Notfall sind die Retter innerhalb von wenigen Minuten bei den Ertrinkenden, mit Muskelkraft oder mit dem Rettungsboot. „Beim Anschwimmen ist es wichtig, sofort beruhigend auf den Ertrinkenden einzuwirken“, zählt Marina Lemke auf, was sie gelernt hat. Gelernt hat sie auch bestimmte Griffe, um sich aus einer möglichen Umklammerung zu befreien. „Da gibt es ein paar Kniffe, mit denen man dafür sorgen kann, dass auch ein in Panik geratener Mensch sicher zur Küste geschleppt werden kann.“

»Beim Anschwimmen ist es wichtig, sofort beruhigend auf den Ertrinkenden einzuwirken.«

Marina Lemke

Im Herbst möchte die junge Frau ihren ersten Wachdienst an der See absolvieren. „Am liebsten auf Borkum.“ Dann wird auch sie im Notfall die letzte Rettung für Ertrinkende sein. Was wird das für ein Gefühl sein? „Man hat Adrenalin pur in den Adern“, weiß Matthias Olk aus seinen vielen Einsätzen, „und die Angst zu spät zu kommen, die ist immer da.“ Zum Glück ist ihm das noch nie passiert.

Quelle Foto und Text: Westfälische Nachrichten, 27.07.2013, Lokalteil Lüdinghausen

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