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Lüdinghausen - 22.10.2016
Den Springbock nutzt Heinz Weiß nicht mehr, gemächlich über den Beckenrand steigt er ins Wasser. Doch dann legt er los: 40 Bahnen schwimmt der 84-Jährige an einem Abend. Seine Begeisterung für das Schwimmen bringt er regelmäßig auch Erwachsenen in seinen Schwimmkursen näher.
Das hohe Alter fordere auch bei ihm seinen Tribut, meint Heinz Weiß. „Meine Schwimmfähigkeiten haben nachgelassen.“ Gerade einmal 40 Bahnen, also einen Kilometer, lege er an einem Abend zurück. Früher sei es noch die doppelte Strecke gewesen, so der 84-Jährige. Aber schon die 40 Bahnen bringen sicherlich so manchen, auch jüngerem, Leser dieser Zeilen arg ins Schwitzen. Dabei sei die Kunst des Schwimmens einfach lernbar. „Auf die Atemtechnik kommt es an“, erklärt der Lüdinghauser – so wie er es bereits unzählige Teilnehmer seiner Kurse gelehrt hat. Neben Kleinkindern bringt er auch Erwachsenen bis zum 70-Jährigen das Schwimmen bei. „Grundsätzlich kann man das in jedem Alter lernen“, ist er sich sicher.
Männer gehen im Wasser höheres Risiko ein als Frauen
Immer montagabends, wenn das Klutensee-Bad für die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft reserviert ist, bietet DLRG-Mitglied Weiß seinen Erwachsenenkursus an. Derzeit nehmen daran unter anderem drei Afghanen teil. „Ich habe sie über den Arbeitskreis Asyl quasi angeheuert“, erzählt der 84-Jährige. „Diese Leute kommen nicht von sich aus, vielleicht aus Stolz oder Unwissenheit.“ Dabei empfehle er jedem schwimmen zu können, besonders Männern. „Die gehen im Wasser ein höheres Risiko ein, selbst wenn sie sich kaum über Wasser halten können.“ Gleichzeitig sei die Scham, im Erwachsenenalter einen Schwimmkursus zu besuchen, bei Frauen geringer als bei Männern. Weiß kann eine ganze Liste an Gründen aufzählen, weswegen Erwachsene lieber das Wasser meiden. „Es gab früher nicht überall Hallenbäder, wo sie das Schwimmen erlernen konnten. Ich selbst habe auch nur in einem Fluss gebadet“, sagt er. „Oder sie wagten sich nach traumatischen Erlebnissen nicht mehr ins Wasser.“
„Die Erwachsenen lernen schneller, da sie das ja auch wollen.“ Heinz Weiß
Sobald einmal die Hemmungen überwunden sind, dauert es gar nicht allzu lange, bis es keiner Hilfe des auffallend unaufgeregten Schwimmlehrers mehr bedarf. Nach 15 bis 20 Terminen, an denen die Kleingruppe alleine im Lehrbecken ist, schließen die meisten Teilnehmer den Kursus erfolgreich ab. Während Kinder gefühlsmäßig einen Schwimmkursus bestritten, würden Ältere die Bewegung gleich erfassen. Und: „Die Erwachsenen lernen schneller, da sie das ja auch wollen“, sagt der 84-Jährige aus seiner Erfahrung. „Bei den Kindern machen oft die Eltern Druck.“
Lohnen würde es sich definitiv, auch spät noch den Schwimmsport zu ergreifen. „Ich mag die Bewegung, man schwebt im Wasser, und es fördert den Kreislauf“, zählt er die Vorteile auf. „Und hinterher fühle ich mich sauwohl.“ Es gibt halt gute Gründe, jede Woche mindestens zwei Mal – „nur“ – 40 Bahnen zu ziehen.
Zum Thema
Heinz Weiß freut sich über neue Teilnehmer seines Schwimmkurses für Erwachsene. Er ist unter ✆ 0 25 91/63 56 zu erreichen.
488 Menschen sind 2015 ertrunken
Fast jeder vierte Deutsche kann nach eigener Aussage gar nicht oder nur schlecht schwimmen. Das ergab eine Emnid-Umfrage im Auftrag der Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG). Die Zahl der Schwimmer nimmt mit steigendem Alter deutlich ab: Über 90 Prozent der 14- bis 19-Jährigen sagen von sich, schwimmen zu können, bei den 40- bis 49-Jährigen sind es weniger als 70 Prozent. 2015 sind in Deutschland laut DLRG 488 Menschen ertrunken, darunter 27 Flüchtlinge. Drei Viertel der ertrunkenen Personen war männlich.
Quelle Text + Bilder: Westfälische Nachrichten, 22.10.2016, Lokalteil Lüdinghausen
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